Girokonto und Banking in Deutschland
Das Banking in Deutschland ist ähnlich wie in anderen fortschrittlichen Ländern – außer dass vieles in Deutschland vielfältiger, günstiger oder sogar kostenlos möglich ist.
Jedes zweite deutsche Girokonto ist kostenlos!
Sie erfahren auf dieser Seite das Wichtigste darüber, wie Banking in Deutschland funktioniert. Stellen Sie Ihre Frage am Ende der Seite über die Kommentarfunktion, falls ein Punkt ungeklärt bleiben sollte.
Girokonto
Das Girokonto (im Britischen „current account“, im Amerikanischen „checking account“) ist das Basis-Konto. Wenn Sie in Deutschland leben (wollen), dann benötigen Sie dieses Konto, um Lohnzahlungen oder Sozialtransfers zu bekommen. Fast jeder Deutsche über 16 Jahren hat ein oder mehrere Girokonten.
Die meisten Ausgaben wie Miete, Versicherungen oder Steuern laufen ebenfalls über dieses Konto. Zum Girokonto kann man eine oder mehrere Bankkarten erhalten, so dass man bargeldlos bezahlen kann.
Varianten von Girokonten
Das Girokonto gibt es je nach Bank in verschiedenen Varianten:
-
Girokonto auf Guthabenbasis
Man muss bei der Bank Geld einzahlen, bevor man das Konto nutzen kann. Wenn das Konto leer ist, kann man es nicht nutzen. Die Bankkarten funktionieren dann nicht.
-
Girokonto mit Dispo
Dem Girokonto wird ein Kreditrahmen hinzugefügt. Das heißt, das Konto funktioniert auch, wenn kein Geld darauf ist. Man hat bei der Bank Kredit und bezahlt Kreditzinsen. Dieses Konto bekommt man meist erst, wenn man ein festes Einkommen hat und eine positive Bonitätsbewertung vorliegt.
-
Girokonto für Studenten
Diese Konten funktionieren genau wie normale Girokonten mit oder ohne Dispo, sind aber bei fast jeder Bank kostenlos.
-
Geschäftskonto
Das Girokonto für Geschäftsleute oder Unternehmen heißt „Geschäftskonto“ und funktioniert ähnlich wie ein Girokonto für Privatpersonen, allerdings bieten nicht alle Banken Geschäftskonten an. Die Gebühren für Geschäftskonten sind meist höher als für normale Girokonten.
-
P-Konto
Die Abkürzung P-Konto steht für „Pfändungsschutzkonto“. Bei dieser Kontoform handelt es sich um ein Girokonto auf Guthabenbasis, welches von Gläubigern nicht bzw. maximal bis zum Pfändungsfreibetrag gepfändet werden kann. Dieses Konto kann nicht direkt beantragt werden. Nur bestehende Girokonten können in P-Konten umgewandelt werden. Dies ist jedoch nur für überschuldete Menschen empfehlenswert.
Girokonto kostenlos oder mit Gebühren?
Für viele Deutsche ist der größte Unterschied zwischen Girokonten, ob für das Konto eine monatliche Kontoführungsgebühr anfällt oder ob es kostenlos ist. Wer sich verschiedene Kontoangebote anschaut, wird feststellen, dass es zwischen beiden Varianten keine Qualitätsunterschiede gibt.
Wo es empfehlenswerte Girokonten für jeden Nutzungstyp gibt, sehen Sie im Abschnitt „Banken“.
Karten zum Girokonto
Bankkarte (Debit Card)
Eine Bankkarte gehört beinahe zur Grundausstattung eines Girokontos. Diese Bankkarte wird je nach ausgebender Bank Girocard, Sparkassen Card, VR Card, V Pay Card, Maestro Card oder so ähnlich genannt.
Es handelt sich stets um eine Debit Card. Umsätze mit der Karte werden sofort vom Girokonto abgebucht.
Früher war der Begriff ec-Karte gebräuchlich. Er wird heute umgangssprachlich verwendet.
Kreditkarte (Credit Card)
Das Wort „Kreditkarte“ wird in Deutschland meist als Synonym für eine Visa– oder MasterCard verwendet – unabhängig davon, ob es sich um eine Karte mit einem eigenen Kreditrahmen handelt oder nicht.
Mehr dazu erfahren Sie auf der Seite Kreditkarten in Deutschland. An dieser Stelle aber so viel: Kreditkarten werden in Deutschland von Jahr zu Jahr beliebter. Die Akzeptanz erweitert sich stetig weiter, so dass Sie viele Dienstleistungen und Waren mit dieser Karte bezahlen können.
Es gibt eine Reihe von Banken, die die verschiedenen Kreditkartentypen kostenlos oder zu einer günstigen Jahresgebühr anbietet.
American Express gibt es zwar in Deutschland, doch weder die Karten noch Akzeptanzstellen sind weit verbreitet.
Bargeld
Die Zeiten, in denen man Bargeld zu den Öffnungszeiten einer Bank am Schalter holte, sind so gut wie vorbei. Man kann es zwar machen, aber kaum einer der jüngeren Generation in Deutschland tut das.
Es ist üblich, das Bargeld aus dem Geldautomaten (ATM) zu holen. Das ist häufig kostenlos. Man muss jedoch je nach Bank, bei der man Kunde ist, sehen, welche Automaten für welche Bankkarten gebührenfrei sind.
Hier schon mal ein wichtiger Unterschied vorweg: Bei Banken mit eigenem Filialnetz ist das Bargeld meist mit der Girocard an den eigenen Automaten oder bei Partnerbanken kostenlos. Bei Direktbanken (Online-Banken) ist es meist die Visa- oder MasterCard.
Bargeld gebührenfrei am Geldautomaten
Diese Übersicht ist als Faustregel zu verstehen (Abweichungen je nach Bank möglich):
Bankengruppe | Karte für Bargeld | Geldautomaten |
---|---|---|
Sparkasse | Sparkassen Card | fast alle Sparkassen in Deutschland |
VR-Banken | VR Card | alle Volks- und Raiffeisenbanken |
Große Privatbanken und deren Direktbank-Töchter | Girocard | Geldautomatenverbund „Cash Group“ |
kleine Privatbanken und deren Direktbank-Töchter | Geldautomatenverbund „CashPool“ | |
unabhängige Direktbanken | Visa- oder MasterCard | alle Geldautomaten |
Schecks
Zahlungen mit Schecks (Verrechnungsscheck) kommen in Deutschland kaum noch vor. Man kann Schecks jedoch noch bei einigen Banken bestellen oder sich über eine Software in Kombination mit Scheckvordrucken selbst anfertigen.
Schecks können bei allen Banken, bei denen man selbst ein Girokonto unterhält, eingelöst werden. Große Firmen und Behörden akzeptieren ebenfalls Schecks.
Online-Banking
Das Erledigen von Bankgeschäften mittels Online-Banking ist in Deutschland sehr verbreitet. Die meisten loggen sich dafür auf der Internetseite der Bank ein, andere benutzen spezielle Bankingsoftware auf dem eigenen Computer dafür.
Zahlungen
-
Überweisungen
Überweisungen werden meist für einmalige Zahlungen verwendet. Wenn Sie beispielsweise eine Rechnung bekommen haben, melden Sie sich bei der Bank online an und geben die Zahlungsdaten in das Überweisungsformular ein. Anschließend wird das Geld von Ihrem Girokonto auf das Girokonto des Zahlungsempfängers überwiesen.
Bei den meisten Banken ist diese Art der Überweisung innerhalb des Euroraums (SEPA-Überweisung) kostenlos.
Wer Kunde einer Bank ohne Online-Banking ist, füllt einen Überweisungsvordruck aus und gibt ihn bei der Bank ab. Bankmitarbeiter geben diesen ins Online-System ein. Dafür fallen teure Gebühren an.
-
Dauerauftrag
Hierbei handelt es sich um eine regelmäßig wiederkehrende Zahlung in gleicher Höhe, zum Beispiel die Zahlung der Miete, Unterhalt oder Einzahlungen in einen Sparplan.
Ein Dauerauftrag wird per Online-Banking oder durch Abgeben eines Formulars bei der Bank einmalig eingerichtet und dann regelmäßig (meist monatlich) ausgeführt. Auch diese Form der Überweisung ist kostenlos.
-
Lastschrift
Die Lastschrift (auch Abbuchungsauftrag oder Einzugsermächtigung genannt) funktioniert in umgekehrter Richtung. Sie geben die Einwilligung, dass jemand anderes von Ihrem Girokonto abbuchen darf. Diese Einwilligung kann einmalig erfolgen, wenn Sie beispielsweise etwas in einem Online-Shop bestellt haben, oder regelmäßig zum Beispiel für Stromanbieter, Zeitungsverlag, Telefongesellschaft.
Kontoauszüge
Wer sich für ein Online-Girokonto entschieden hat, empfängt die Kontoauszüge online in einer Postbox. Für Offline-Konten gibt es in den Bankfilialen Kontoauszugsdrucker. Beide Formen sind für den Kunden kostenlos. Gebühren fallen an, falls man sich Kontoauszüge per Post zusenden lassen möchte.
Kontoauszüge werden monatlich erstellt. Man kann jedoch jederzeit online in die Übersicht der Kontoumsätze oder über die Kontoauszugsdrucker Einsicht erhalten. Bei einigen Banken ist die Umsatzabfrage per Telefon-Banking möglich.
Telefon-Banking
Telefon-Banking wird von vielen, aber nicht allen deutschen Banken angeboten, weil es mit höheren Kosten als Online-Banking verbunden ist. Beim Telefon-Banking können die gleichen Aktionen wie beim Online-Banking in Auftrag gegeben werden.
Alle Banken sind aber via Telefon erreichbar, einige sogar mit Servicezeiten 24/7. Dieser Service wird vor allem von Direktbanken angeboten.
Banktypen für Privatkunden in Deutschland
In Deutschland gibt es unterschiedliche Banktypen, die historisch gewachsen sind. Hier Details dazu:
Bankengruppe | Wem gehört die Bank? | Filialen? | kostenloses Girokonto? |
---|---|---|---|
Sparkassen | gehören meist der Stadt oder anderen Gebietskörperschaft(en) | viele Filialen überall | oftmals werden Gebühren für ein Girokonto erhoben oder es gibt hohe Bedingungen für eine kostenfreie Kontoführung |
VR-Banken | Genossenschaftsbanken, die ihren Mitgliedern gehören, meist lokal organisiert | ||
Große Privatbanken z. B. Deutsche Bank, Postbank, Commerzbank |
Banken gehören internationalen Aktionären | Filialen in größeren Städten | |
Kleine Privatbanken z. B. Targobank, Augsburger Aktienbank |
unterschiedliche Eigentümerstrukturen | ||
Direktbanken z.B. DKB, Comdirect, ING-DiBa |
keine Filialen | Girokonto fast immer kostenlos |
Welche ist die passende Bank?
Wenn man auf eine persönliche Beratung oder sonstige Dienstleistungen (z. B. Einzahlung von Bargeld) verzichten kann, ist in den meisten Fällen eine gute Direktbank die beste Wahl für ein Girokonto.
Ob die Direktbank ein Konto eröffnet oder nicht, hängt allerdings von der Einschätzung der Bonität des Kunden ab.
Direktbanken bieten die meisten Services kostenlos an
Kostenloser Service rechnet sich für die Bank nur, wenn der Kunde das Konto nutzt – beispielsweise verdient die Bank an den Interchangegebühren, die beim Einsatz der Bank- und Kreditkarten anfallen und vom Zahlungsempfänger (das sind nicht Sie) gezahlt werden.
Wer sich für ein sehr gutes und dennoch kostenloses Girokonto interessiert, schaut sich am besten die Deutsche Kreditbank AG (DKB) an. Hier gibt es einen Girokonto-Vergleich.
Eröffnung eines Girokontos
Die Eröffnung sowie die Schließung von Girokonten in Deutschland kosten keine Gebühren und sind jederzeit möglich.
Zu einer Kontoeröffnung in einer Bankfiliale nimmt man seinen Ausweis oder Reisepass mit. Handelt es sich nicht um deutsche Dokumente, wird manchmal eine Bestätigung über den Wohnsitz gefordert. Einigen Banken wollen eine amtliche „Meldebescheinigung“, anderen reicht wiederum die mündliche Angabe aus.
Einige Banken eröffnen auch Bankkonten, wenn der Kunde einen Auslandswohnsitz angibt.
Die Kontoeröffnung bei einer Direktbank erfolgt über einen Kontoantrag im Internet sowie eine Identitätsprüfung per PostIdent-Verfahren – dafür geht man mit einem Vordruck von der Bank und seinem Ausweisdokument zur Post – oder per Webcam. Hier hält man das Ausweisdokument vor die Kamera. Beide Verfahren sind für den Kunden kostenfrei.
Kontoeröffnung via Webcam möglich
Bei einigen Banken muss man Gehaltsbescheinigungen für ein Girokonto mit Dispo vorlegen. Bei anderen ist das nicht nötig. DKB und Comdirect machen die Bonitätsbewertung beispielsweise ausschließlich über Bewertungsagenturen wie Schufa und Infoscore.
Über fast jeden, der am wirtschaftlichen Leben in Deutschland teilnimmt, sind dort Daten zur Bonitätsbewertung gespeichert, weil Banken und andere Handels- und Dienstleistungsunternehmen bonitätsrelevante Daten dorthin melden.
Weitere Bankdienstleistung
Weitere populäre Bankdienstleistungen in Deutschland sind:
- Kreditkarten
- Kredite
- Sparkonten
- Wertpapierdepots (inkl. Sparplänen)
Fragen zum Banking in Deutschland?
Bitte das Kommentarfeld benutzen …
Bildmaterial: Deutsche Bankkarte: PixelPower (fotolia.com)
Der Artikel listet sehr schön die verschiedenen Banktypen auf, für eine Marktübersicht daher sehr hilfreich.
Da schon auf Bankkarten und Kreditkarten eingegangen wird wäre folgende Frage für mich interessant:
Bei der Number26 Maestro-Card handet es sich um eine Maestro-Card, aber im Gegensatz zu vielen anderen Banken nicht um eine Girokarte.
Welche Auswirkungen in Bezug auf die Akzeptanz (und sonstige Auswirkungen) hat dies ?
Das ist nicht richtig: Die Maestro ist…
– eine Debit Karte (= feste Verknüpfung an Girokonto)!
– diese nennt man in Deutschland auch EC-Karte!
– oder halt auch alternativ Girokarte (=Girokonto + Karte)
* Es gibt auch Debit Karten mit VISA und MasterCard-Zeichen!
* Die Maestro ist weltweit an MasterCard gebunden!
Hallo Herr Banks und liebe smarte Bankkunden, in meinem letzten PDF-Giro-Kontoauszug bei der DKB vom 29.12.19 stehen ganz unten auf der Seite einige Hinweise der DKB, u.a. Folgendes:
„Beispielsweise wird das Verwahrentgelt für Guthaben (zu Lasten der Kunden) von bislang 0,40% auf 0,50%
erhöht.“
Nun hab ich mich natürlich erschrocken, weil ich dachte, hoffentlich erhebt die DKB jetzt nicht auch noch Negativzinsen und wollte Sie und Euch fragen, ob ihr wohl wisst, was genau mit diesem „Verwahrentgelt“ gemeint ist und unter welchen Bedingungen es erhoben wird.
Ich habe natürlich auch schon der DKB eine Nachricht geschrieben, wollte aber trotzdem diese Frage hier veröffentlichen.
Danke für Eure Tipps und Infos.
Grße aus Köln von Ingo Geller
Weiss jemand unter welchen Umständen genau eine Lastschrift auch noch nach der 6-Wochenfrist zurückgegeben werden kann?
Die „Lastschriftermächtigung“ wurde nicht vom Konteninhaber vergeben.
8 Wochen hast du Zeit. Schaumal hier, Kai: https://www.juraforum.de/lexikon/lastschrift
Es heisst dort aber:
„Bei einer unautorisierten SEPA-Basislastschrift kann der Zahlungspflichte sogar innerhalb von 13 Monaten nach Belastung die Erstattung des Lastschriftbetrages verlangen.“
Jetzt würde mich interessieren, wie man eine „unautorisierten SEPA-Basislastschrift“ nachweist?
Beweis durch Behauptung?
Du brauchst das nicht nachweisen. Du rufst deine Bank an und sagst, hier hat jemand unberechtigt abgebucht und dann holen sie’s zurück, ist doch kein Problem. Manchmal muss man ein Formular unterschreiben und das war’s, hatte ich auch schon. 🙂
Hallo zusammen,
eine Bekannte von mir möchte einwandern. Sie lebt derzeit in Polen und möchte nach Deutschland ziehen. Sie hat ein Konto bei einer polnischen Bank und einiges an Bargeld.
Was wäre eure spontane Idee das Geld so günstig wie möglich auf ein deutsches Konto mit Euro zu bekommen?
Würde mich über eine Antwort sehr freuen.
Beste Grüße Jonas
Interessante Fragestellung Jonas, vielen Dank!
Wenn ich in diesem Fall selbst kein polnisches Geld behalten möchte, würde ich es auf mein lokales polnisches Bankkonto einzahlen und die gesamte Summe auf ein neu eröffnetes Wise-Konto überweisen. Bei Wise gibt es PLN-Konto und EUR-Konto. Der Transfer zwischen beiden dauert nur 1 Sekunde und ist super günstig. Mit der Wise Card kann ich dann bezahlen oder Bargeld in Euro abheben. Natürlich kann ich das Guthaben von Wise jederzeit auf ein deutsches Euro-Konto weiter transferieren.
Man könnte an DiPocket denken.
https://dipocket.org/
Vorteil zu Wise ist dass abgehenden Sepa-Überweisungen kostenfrei sind.
Man bekommt zwei IBANs: Eine für PLN und eine für EUR
Wenn Jonas Bekannte eine polnische Kreditkarte hat, kann sie doch einfach nach Deutschland fahren und sich mit der polnischen Karte am deutschen Automaten das Geld in Euro auszahlen lassen und die Euro dann auf ein deutsches Konto einzahlen. Dabei kommt es natürlich darauf an, was die polnische Kreditkarte für Bedingungen hat, aber ich denke schon, dass es auch in Polen Kreditkarten mit kostenlosen EU-Einsatz gibt, z.b. von einem Ableger der ing.