Welche Chancen und Risiken gibt es bei Fremdwährungskonten?
Gastbeitrag von Thomas Gollmann, Weltsparen.de
Fremdwährungskonten sind nicht nur aufgrund der höheren Verzinsung attraktiv, sondern auch wegen der Chance auf Wechselkursgewinne.
Wie gut die Fremdwährungskonten beim Zinsportal WeltSparen wirklich sind und was es bei Investitionen zu beachten gilt, erfahren Sie in diesem Artikel – gerne ergänzt und besprochen über die Kommentarfunktion am Ende der Seite.
Es klingt verlockend
Einfach online Geld in Fremdwährungen anlegen und dafür höhere Zinsen erhalten, als dies im Euro-Raum möglich wäre. Wer ein 1-jähriges Festgeld in US-Dollar abschließt, wird dafür mit 3,00 % Zinsen p.a. belohnt.
Dieses Angebot gibt es bei der deutschen Greensill Bank über das Zinsportal WeltSparen. Der Zins liegt mehr als doppelt so hoch wie der 1-jährige Höchstzins für Euro-Einlagen bei der Banca Sistema (1,25 % p.a.).
Die Kontoeröffnung erfolgt online und ist kostenlos
Nach der Legitimierung mittels PostIdent oder Video-Ident-Verfahren können Sparer mit nur einer Anmeldung Tages- und Festgeldkonten bei über 60 europäischen Banken eröffnen, darunter auch Fremdwährungskonten in US-Dollar oder Norwegischen Kronen.
Die Sicherheit der Einlagen ist laut WeltSparen durch die europäische Einlagensicherung bis zu 100.000 EUR pro Bank und pro Sparer gewährleistet. Doch wo ist der Haken?
Investieren in die globale Leitwährung US-Dollar
Vor allem der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar ist für den Erfolg der Fremdwährungs-Investition entscheidend.
Zur Veranschaulichung dient ein kleines Rechenbeispiel:
In den vergangenen 12 Monaten näherte sich der US-Dollar dem Kurs des Euro von 1,219 USD bis auf 1,136 USD an. Wer damals 10.000 EUR auf das Fremdwährungskonto der o.g. Greensill Bank mit Sitz in Bremen überwiesen hatte, erhält nach einem Jahr rund 10.730 EUR vor Zinsen zurück (Stand: 25.02.2019).
Allein der Wechselkursgewinn ist mit über 7 % also mehr als doppelt so hoch wie die Verzinsung selbst. Inklusive Zinsen hat die Geldanlage für den Sparer einen Gewinn von rund 1.052 EUR gebracht – über 10 Prozent in nur einem Jahr, abzüglich geringer Wechselkursgebühren von 0,2 Prozent seitens der Greensill Bank.
Stabilität mit Norwegischen Kronen
Neben US-Dollar gibt es auf WeltSparen noch eine weitere Fremdwährung: Norwegische Kronen (NOK) bei der BN Bank mit einer Laufzeit von 1 Jahr und Zinsen in Höhe von 1,50 % p.a..
Die Fremdwährung gilt als sicherer Hafen aufgrund der wirtschaftlichen Stabilität Norwegens.
Im vergangenen Jahr werteten NOK im Vergleich zum Euro jedoch leicht ab (von 9,629 auf 9,755 NOK, Stand: 25.02.2019). Schuld daran sind sinkende Energiepreise, da Norwegens Exporte zu einem großen Teil aus Öl- und Gasgeschäften bestehen.
Aus einer Anlagesumme von 10.000 EUR wurden bei Fälligkeit nach einem Jahr 9.871 EUR vor Zinsen, was einem Verlust von 129 EUR entspricht. Jedoch hätte sich die Geldanlage durch die Verzinsung für die Sparer doch noch gelohnt, denn inkl. Zinsen steht ein Betrag von 10.019 EUR zu Buche (abzgl. Wechselkursgebühren von 0,12 % von der BN Bank).
Unterschätzen Sie nicht das Wechselkurs-Risiko!
Wie diese Beispiele zeigen, stellt der Wechselkurs nicht nur die größte Chance, sondern gleichzeitig auch das höchste Risiko von Fremdwährungskonten dar. Die Entwicklung der Wechselkurse lässt sich nur sehr schwer prognostizieren, denn es gibt zahlreiche Faktoren, die Devisenkurse beeinflussen können.
Da wäre zunächst die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Steht es am Rande einer Rezession oder ist das Bruttoinlandsprodukt seit Jahren stabil? Aufschluss können auch Frühindikatoren wie z.B. der Gewerbe- oder Konsumklimaindex geben. Devisenkurse reagieren auch auf Bewegungen an den Renten-, Aktien- und Rohstoffmärkten. Nicht zuletzt ist auch die Zinsdifferenz ausschlaggebend für die Kapitalströme, die in ein Land fließen und den Wert der Währung beeinflussen können.
Die Liste der Faktoren ist noch lange nicht abgeschlossen. Weitere, meist unvorhersehbare Variablen sind politische Ereignisse, wie folgende Beispiele in der Türkei, Großbritannien und der Schweiz illustrieren.
Strafzölle lassen türkische Lira einbrechen
Die türkische Lira ist im Sommer vergangenen Jahres im Vergleich zum US-Dollar auf ein Rekordtief gefallen und verlor bis zu 40 % ihres Wertes nachdem die US-Regierung Strafzölle auf türkische Importe erhoben hatte. Bis zum Ende 2018 erholte sich die Lira leicht.
Der langfristige Abwärtstrend der Währung hält jedoch an: Die Lira war im Jahr 2009 im Vergleich zum Euro noch 3-mal soviel wert wie jetzt. Doch nicht nur Schwellenländer-Währungen sind anfällig für Wertverluste.
Der Brexit belastet das britische Pfund Sterling
Eine weitere stark unter Druck stehende Währung ist das britische Pfund Sterling (GBP). Der drohende Brexit zieht die Währung des Vereinigten Königreichs seit 2015 nach unten. In der Spitze verlor das Pfund über 20 %. Sollte der drohende Ausstieg Großbritanniens abgewendet werden, könnte auch das Pfund Sterling mittelfristig zwar wieder zulegen.
Anhand der vielen unbekannten Variablen – die Wirtschaftsentwicklung, die Ausgestaltung des Brexit-Deals oder ein ungeordneter Brexit – ist es aber nahezu unmöglich zu prognostizieren, wie das Pfund reagieren wird. Jeder, der in den kommenden Jahren Fremdwährungs-Transaktionen vornehmen will, muss sich auf Volatilität bei der britischen Währung einstellen.
Plötzliche Aufwertung des Schweizer Franken
Sparer mit Fremdwährungskonten in der Schweiz profitierten von einer Entscheidung der Schweizer Nationalbank (SNB) im Jahr 2015, die den Franken innerhalb kürzester Zeit in der Spitze um 35 % aufwertete.
Niemand hatte damit gerechnet, denn die Schweizer Währung war von 2012 für 3 Jahre zu einem festen Kurs an den Euro gekoppelt, um die Aufwertung des Franken in Schach zu halten. In dieser Zeit gingen die Zentralbanken in den USA und Europa jedoch unterschiedliche Wege in ihrer Geldpolitik.
Die Fed bereitete die erste Zinserhöhung vor und der Dollar wertete auf. In Europa kaufte die EZB im großen Stil Anleihen, um die Wirtschaft zu stützen, was den Euro und den an den Euro gekoppelten Schweizer Franken im Vergleich zum Dollar schwächte. Um dieser Entwicklung nicht ausgeliefert zu sein, entschloss sich die SNB, die Kopplung zum Euro aufzuheben.
Diversifikation: Ein Argument für Fremdwährungen
Die Fremdwährungen Lira, Pfund und Franken sind aus gutem Grund nicht auf WeltSparen erhältlich. Die 3 Beispiele zeigen aber, dass es an den globalen Devisenmärkten sehr volatil zugehen kann.
Die Schwankungen können so hoch ausfallen, dass die Wechselkursgewinne oder -Verluste die Verzinsung der Fremdwährung um ein Vielfaches übertreffen.
Währungschwankungen können zum Laufzeitende ein zusätzlichen Gewinn oder auch Verlust bedeuten!
Wer in Fremdwährungen investiert, setzt sich also immer einem Wechselkursrisiko aus. Für Einsteiger eignet sich diese Form der Geldanlage deshalb in der Regel nicht.
Für erfahrene Anleger mit einem breit aufgestellten Portfolio kann es sich lohnen, das eigene Portfolio nicht nur über Regionen, Branchen und Anlageklassen, sondern auch über mehrere Währungen zu diversifizieren, wie man am Beispiel des US-Dollars im vergangenen Jahr sehen kann.
Die Fremdwährungskonten bei WeltSparen machen am meisten Sinn als ein Baustein in einem Portfolio mit Tages- und Festgeld in Euro und global diversifizierten ETF-Portfolios.
Über den Autor
Thomas Gollmann ist Content Manager bei WeltSparen, dem führenden Anbieter für einfache Spar- und Investmentprodukte.
Mit über 160.000 Kunden und mehr als 10 Milliarden Euro vermittelten Assets gehört das Berliner Unternehmen neben N26 und Revolut zu den 5 besten Fintechs in Europa (Fintech50).
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Vielen Dank für den anregenden Artikel an Gregor und an Gastautor von Weltsparen.de Thomas. Ja das denke ich auch nicht das ganze Geld auf Fremdwährungskonten anlegen und auch nur dann Fremdwährungskonten nutzt wenn man sich damit gut auskennt, sonst kann das in die Hose gehen. Man sollte spliten in – wenn man sich gut damti auskennt – Fremdwährungskonten sowie Tagesgeld oder Festgeld in Euro und nicht zu vergessen ETF. Wurde gut beschrieben wie ich finde von Thomas. Allerdings darf man das wichtigste dabei nicht vergessen, mann muss dazu das nötige Kleingeld haben sonst kann man das Geld nicht spliten in Tagesgeld Euro/ Fremdwährung und ETF. Man muss dazu erst einmal das Geld haben, das darf man nicht vergessen.
Toller Bericht, der die gesamte Bandbreite von Chancen und Riskien beschreibt. Für mich persönlich überwiegen die Risiken, weshalb andere Anlagemöglichkeiten im Vordergrund stehen.
Ein interessantes Thema und ein guter Artikel dazu, bei dem allerdings ein meiner Meinung wichtiger Aspekt bei verzinsten Fremdwährungskonten fehlt, nämlich der steuerliche.
Das Finanzamt betrachtet Fremdwährungen ähnlich wie Wertpapiere als Geldanlage. Erzielt man beim Verkauf aus der Kursdifferenz einen Gewinn, so muss man darauf Steuer bezahlen, es sei denn, der Verkauf erfolgt nach der Spekulationsfrist. Und da gilt es zu beachten, dass die Spekulationsfrist für reine Währungsgeschäfte nur 1 Jahr beträgt – danach ist der Kursgewinn also steuerfrei. Aber – und das ist der große Haken – wenn das Fremdwährungskonto verzinst wird, also Gewinne abwirft, dann verlängert sich die Spekulationsfrist auf 10 Jahre.
Wenn man also berücksichtigt, dass man – neben den Zinsen selbst – auch die Kursgewinne versteuern muss, dann kann es sein, dass man netto weniger herausbekommt als bei einem unverzinsten Fremdwährungskonto. Ob es sich letztlich lohnt oder nicht, kommt auf die persönliche Steuersituation an. Dieser Beitrag soll nur ein Hinweis sein, keine steuerliche Beratung.
Davon abgesehen finde ich es sehr schwierig, vorauszuahnen wie sich die Währungen in den nächsten Monaten oder Jahren entwickeln. Ich habe selbst etwas Erfahrung damit gemacht und würde niemandem raten auf Währungen zu spekulieren. Allenfalls als Absicherung währungsabhängiger Anlagen könnte das Sinn machen. Dann schon lieber das Geld in einige gute Aktien stecken. Wenn man z.B. auf einen erstarkenden Dollar setzen will, machen US-Aktien meiner Meinung nach viel mehr Sinn, da man damit von einem steigenden Dollar profitieren kann, aber auch vom Erfolg der Aktiengesellschaft an sich.
In jedem Fall sollte man das Geld übrig haben und voraussichtlich nicht bald brauchen. Kaum etwas tut mehr weh, als bei einem schlechten Kurs verkaufen zu müssen, weil man Geld braucht.
Vielen Dank für den Hinweis!
Die Partnerbanken von WeltSparen stellen bei Fälligkeit der Einlage bzw. am Ende des Jahres der Zinszahlung einen Kontoauszug zur Verfügung, aus dem steuerlich relevante Angaben wie Zinserträge, Quellensteuer oder Währungskurs hervorgehen – diesen Kontoauszug stellen wir in Ihre persönliche Postbox im WeltSparen-Onlinebanking ein. Als weiteren Service von WeltSparen erhalten alle Kunden im ersten Quartal jeden Jahres kostenlose Unterlagen und Informationen zu ihren Anlagen, sofern sie steuerlich relevant sind – einfach ausdrucken und für die Erstellung der Steuererklärung nutzen.
Bitte beachten Sie, dass die konkrete steuerliche Behandlung von Ihren jeweiligen persönlichen Verhältnissen abhängt und es zudem künftig Änderungen in der steuerlichen Behandlung geben kann. Zur individuellen Klärung steuerlicher Fragen konsultieren Sie bitte Ihren Steuerberater. Zusätzliche Steuerinformationen finden Sie auf unserer Webseite:
weltsparen.de/steuern.
Danke für den spannenden Artikel.
Da hier auch eine paar US Steuerpflichtige Personen mitlesen hier der Auszug aus den FAQ:
„Wir bedauern, dass wir Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika (USA), sogenannte Permanent Residents und Besitzer einer Green-Card aufgrund sehr weitgehender Datenweitergabe-Vorschriften derzeit vom Zugang zum Angebot ausschließen müssen.“
Danke für diese wertvolle Ergänzung!
Schon mal vorab das Sonntagsvideo in unserem YouTube-Kanal thematisch zu diesem Artikel inklusive einer kurzen Recherche von mir und natürlich wieder mit meiner persönlichen Ansicht versehen:
Falls jemand auf Grund von Gastbeitrag und Video ein Konto bei Weltsparen eröffnet, würde ich mich über Feedback und Erfahrungen freuen. Herzlichen Dank!
Sehr interessant. Vielen Dank!