Geheimes Konto in Deutschland möglich?
Von einer breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht bemerkt, sind deutsche Banken zu einem beliebten Anlagedomizil für Sparguthaben von „Nichtansässigen“ geworden.
Viel Geld fließt nach Deutschland
In den vergangenen Jahren wurden vor allem Menschen aus südeuropäischen Ländern Kunde bei deutschen Banken. Sie schätzen die Sicherheit des deutschen Bankensystems und bei Wahl der richtigen Bank die komplette Gebührenfreiheit für Konto und Karte!
Man hat zwei Möglichkeiten
- diskretes (geheimes) Konto in Deutschland (ohne Meldung nach EU-Zinsrichtlinie)
- offizielles Konto in Deutschland (ggf. mit Meldung nach EU-Zinsrichtlinie)
Vorweg: Beide Varianten sind 100 % legal!
Lesen Sie aber unbedingt die Details!
Der entscheidende Unterschied …
… ist der Zins!
Solange man keine Zugewinne (im Fall von Bankkonten Zinsen) bekommt, gibt es nichts zu versteuern. Gibt es nichts zu versteuern, gibt es keinen Anlass, ein Konto im Ausland der eigenen Steuerbehörde mitzuteilen.
Ausnahme: Länder, in denen es immer noch eine Vermögenssteuer gibt. Das sind jedoch nur noch wenige, wie Sie in dieser Tabelle sehen können: Vermögensteuern in Europa und der Welt.
In den meisten Staaten werden Einkommen und Zugewinne beim Vermögen besteuert (also keine ökonomisch zweifelhafte Substanzbesteuerung).
Die Idee
Wenn es Ihnen um ein diskretes Konto in Deutschland geht, das Sie nicht zum Vermögensaufbau, sondern als geheimes Notfall-Konto in einem sicheren Land nutzen wollen, dann achten Sie darauf, dass Ihnen die Bank keine Zinsen gutschreibt.
Umsetzung der Idee (Lösung)
Das Girokonto der Comdirect Bank ist kostenlos und zinsfrei. Dank der Visa Card (ebenfalls kostenlos) kann man weltweit gebührenfrei Bargeld abheben.
Kontoeröffnung ist aus vielen Ländern per Internet und Post ohne Deutschland-Besuch möglich. Das gilt ebenfalls für die Variante mit der DKB.
Das Girokonto der DKB wird derzeit verzinst. Mit der Bank befinden wir uns im Gespräch, um im Online-Banking-System eine Wahlmöglichkeit zu installieren, bei der Kunden selbst auswählen können, ob sie die Zinsen haben möchten.
Formel: keine Zinsen ⇒ keine Meldung = geheimes Konto.
Was passiert, wenn Zinsen gutgeschrieben werden?
… dann wächst das Vermögen! Dieser Umstand lässt nach den meisten Steuergesetzen eine Steuerschuld entstehen, auch wenn man Vermögenszuwächse im Ausland (in unserem Beispiel Deutschland) generiert hat.
Diese sind im Heimatstaat zu versteuern. Damit man nicht doppelt Steuern auf die Zinsen zahlt, teilt man der deutschen Bank mit, dass man Steuerausländer ist. Hier Anleitung und Musterbrief für DKB-Kunden: DKB Konto + Depot steuerfrei.
Damit man diese Angabe nicht „vergisst“ und somit keine Steuerhinterziehung – mit teils drastischen Strafen – eintritt, haben sich bereits im Jahr 2003 alle EU-Staaten auf die EU-Zinsrichtlinie geeinigt.
Veröffentlicht wurde sie unter dem Namen „Richtlinie 2003/48/EG des Rates vom 3. Juni 2003 im Bereich der Besteuerung von Zinserträgen“. Englisch: European Savings Tax Directive (ESD). Damit sie Gültigkeit erlangte, musste sie in nationales Recht umgesetzt werden. Das tat Deutschland mit der Zinsinformationsverordnung (ZIV).
Auswirkungen für Kontoinhaber mit Zinsgutschriften:
- Per Gesetz (siehe oben) sind deutsche Banken bei EU-Bürgern verpflichtet Meldungen über die Zinsgewinne an das Bundeszentralamt für Steuern abzugeben.
- Neben der Höhe der Zinsgutschrift werden folgende Daten übermittelt:
- Name, Wohnsitz und Kontonummer des Kontoinhabers
- Name und Anschrift der Bank.
- Das Bundeszentralamt für Steuern speichert diese Meldungen und gibt sie einmal jährlich an die Finanzbehörde des Wohnsitzstaates weiter.
Ebenfalls erhält man als Kontoinhaber die Höhe der gutgeschriebenen Zinsen von der Bank mitgeteilt. Diese gibt man in der Steuererklärung an. Bei der Bearbeitung der Steuererklärung durch die Finanzbehörde entsteht ein Informationspärchen und alles ist gut!
Der „Steuersitz“ des Kontoinhabers entscheidet über Mitteilungen
Die automatisierte Übermittlung von Informationen nach der EU-Zinsrichtlinie besteht nur bei Bürgern, die in EU-Staaten steuerpflichtig sind.
Solange es keine Abkommen auf Staatsebene zwischen Deutschland/EU und weiteren Staaten gibt, gibt es ebenfalls keine automatischen Meldungen über Konto- und Zinsinformationen in anderen Ländern. Es obliegt dem Kontoinhaber (ohne staatlicherseits verordnete Kontrollmitteilungen) seine Zinseinnahmen zu deklarieren.
Hinweis: Das Bankgeheimnis steht in Deutschland nicht unter besonderem Schutz. Das heißt, dass in berechtigten Fällen – beispielsweise auf Anfragen von Steuerfahndern – deutsche Bank Auskünfte geben werden.
Die zweite Variante (Vermögenszuwächse + Versteuerung im Heimatland, keine Steuerzahlung in Deutschland notwendig) ist ein Konto für den Vermögensaufbau in Deutschland. Wie man dazu ein Wertpapierdepot einsetzt, wird Thema in einem weiteren Beitrag.
Wichtige Aussagen vom Steuerexperten Dr. Andreas Mayer
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Ist bei der DKB zwischenzeitlich ein zinsfreies Konto möglich >ohne Meldung gem. EU-Richtlinie / Geheimkonto<?
Ist das Konto geheim?
Über welche Telefonnummer kann vor Kontoeröffnung ggf. mit der DKB kommuniziert werden?
Vielen Dank für Ihre Reflexion im Voraus! Alexandra
Das kommt ganz auf den Wohnsitzstaat an. Die Bundesrepublik Deutschland hat mit ziemlich vielen Staaten eine Vereinbarung nach dem OECD-Musterabkommen zum Austausch von Bankkundeninformationen abgeschlossen. Nach diesem werden auch Informationen ausgetauscht, wenn keine Zinsen angefallen sind.
Die DKB hat für uns Privatkunden nur eine allgemeine Telefonnummer: +49 30 120 300 00.
Welche Banken stehen zurzeit (außer DKB und Comdirect) für ein zinsfreies Konto (ohne Meldung gem. EU-Richtlinie/Geheimkonto) sonst noch zur Verfügung? Alexandra
Wenn der Wohnsitz innerhalb der EU liegt, ist die Zeit bei Bankkonten vorbei. Anders sieht es bei E-Money-Instituten aus. TransferWise mit dem hochinteressanten Borderless-Konto meldet nicht.
Wo kann ich ein bisschen Geld anlegen ohne das das Sozialamt (behinderter Frührentner) etwas davon mitbekommt? Danke